Science Communication im Fokus: Interview mit Redakteur Bernd Eberhart

Ein wichtiger Aspekt des Berufsfeldes Science Communication sind Wissenschaftsjournalismus und Wissenschaftsmagazine. Eine dieser Publikationen ist das 2017 gegründete Science Notes Magazin, welches stiftungsfinanziert ist und am Seminar für Allgemeine Rhetorik an der Universität Tübingen angesiedelt ist. Heute möchten wir ein Interview teilen, welches wir mit Bernd Eberhart, Redakteur und Mitgründer von Science Notes Magazin, geführt haben.

Zur Person: Bernd Eberhart ist Wissenschaftsjournalist und hat das Science Notes Magazin mitgegründet und -konzipiert. Nach einem Studium der Biologie und Anglistik und zwei Staatsexamen hospitierte er in mehreren Wissenschaftsredaktionen: bei GEOlino, der Stuttgarter Zeitung und der ZEIT. Seit 2014 schreibt er freiberuflich u.a. für die Süddeutsche Zeitung, DIE ZEIT, Bild der Wissenschaft oder brand eins; seit 2017 ist er Redakteur des Science Notes Magazins. 2009 gründete er das studentische Wissenschaftsmagazin Faktor14, das 2012 mit dem Preis für studentisches Engagement des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet wurde und bis heute erscheint.
Seit 2016 ist er Dozent am Career Service der Universität Tübingen und hält regelmäßig das Praxisseminar Wissenschaftsjournalismus.

• Wie kam es zur Gründung von Science Notes? Das Projekt ist angesiedelt am Seminar für Allgemeine Rhetorik an der Uni Tübingen. Prof. Olaf Kramer hatte dort das Projekt „Jugend präsentiert“ aufgebaut, unter anderem zusammen mit Thomas Susanka. Dabei lernen Schüler:innen, Inhalte aus den Naturwissenschaften überzeugend zu erklären und zu präsentieren. Auch, um den dort teilnehmenden Schüler:innen zu zeigen, wie „Profis“ präsentieren, gründeten sie dann die Science Notes – eine Veranstaltungsreihe, die je fünf Top-Expert:innen aus der Wissenschaft zu einem Überthema zusammenbringt. Sie findet immer in Clubs statt, zum Beispiel dem Schlachthaus in Tübingen oder dem Uebel&Gefährlich in Hamburg. Zu Musik und Bier und in entspannter Atmosphäre gibt es dort dann 15-minütige Wissenschaftsvorträge. Ziel war, die Wissenschaft zu den Leuten zu bringen – und zwar auch zu solchen Leuten, die nicht unbedingt zu einem Vortrag in der Uni, aber dafür gerne in Clubs gehen.
Das hat zum Beispiel auch toll funktioniert bei unserem „Wildnis“-Open-Air im vergangenen Sommer, bei dem der bekannte DJ Dominik Eulberg aufgelegt hat und ein ganz eigenes Publikum zu unseren Wissenschafts-Vorträgen gelockt hat.
Später wurde dann, sozusagen als Spin-off, auch das Science Notes Magazin gegründet – das versucht, dieses Format in Heft-Form (und in online-Ausgaben) zu übertragen.

• Wie ist Science Notes organisiert?
Wir sind angesiedelt an der Uni Tübingen im Seminar für Allgemeine Rhetorik – allerdings nur formal, inhaltlich sind wir völlig unabhängig. Und unser Projekt wird möglich gemacht durch die Klaus Tschira Stiftung – dafür ein großes Dankeschön. Allerdings gilt auch hier: vom Inhalt her sind wir völlig unabhängig.
Im Redaktions-Kernteam sind wir fünf Leute, die meisten in Teilzeit. Dazu noch verschiedene Stellen in Gestaltung und Projektmanagement und zwei studentische Aushilfskräfte, so dass wir insgesamt zehn Leute im Team sind.

• Was sind Ziele und Ausrichtungen von Science Notes?
Wir wollen eine Schnittstelle sein zwischen Wissenschaft und Gesellschaft – daher auch unser Untertitel: „Magazin für Wissen und Gesellschaft“. Ähnlich, wie die Veranstaltungen „zu den Leuten“ in die Clubs kommen, wollen wir auch mit den Heften, thematisch und optisch, zu solchen Menschen kommen, die nicht unbedingt ein klassisches Wissenschaftsmagazin lesen würden.
Wir verstehen uns andererseits aber auch als Forum für die (Wissenschafts-)Journalist:innen-Community – wir wollen zum Beispiel auch zu neuen Textformen oder Zugängen inspirieren. Und wir wollen gerade auch jüngere Schreiber:innen entdecken und fördern.

• Wie unterscheidet sich Science Notes von anderen Wissenschaftsmagazinen?
Zum einen wollen wir weg von einem rein ergebnisgetriebenen Wissenschaftsjournalismus – unsere Texte fangen nicht an mit „Amerikanische Wissenschaftler haben gezeigt, dass…“ Wir wollen mehr über die Hintergründe von Forschung und Wissenschaft berichten, über die Prozesse und auch über die Menschen, die daran beteiligt sind. Dafür machen wir monothematische Hefte, die ein Thema (zum Beispiel „Meer“, „Wildnis“ oder, ab 15. Dezember erhältlich, „Graben“) aus ganz unterschiedlichen Disziplinen und Perspektiven betrachtet. Unsere Texte sind teilweise auch experimentell und von Stil und Form her eher ungewöhnlich für Wissenschaftsjournalismus – zum Beispiel hatten wir auch schon Kurzgeschichten, Comics oder ein Theaterstück.
Zum anderen wollen wir uns aber auch ganz klar über die Optik von anderen Wissenschaftsmagazinen abheben. Wir sehen eher nach einem schicken Gesellschafts-Magazin aus, wir legen sehr viel Wert auf Gestaltung und Illustration, die auch von Ausgabe zu Ausgabe variiert und stark vom Heft-Thema inspiriert ist.

Wer sind Eure Wissenschaftsjournalistinnen und Wissenschaftsjournalisten?
Wir haben teils sehr etablierte und auch preisgekrönte Autor:innen wie etwa die Wissenschaftsjournalistin Eva Wolfangel, die regelmäßig für uns schreibt. Aber auch eher jüngere Autor:innen, die wir intensiv betreuen – und die damit auch teilweise sehr erfolgreich sind: Allein in den letzten zwei Jahren standen vier junge Journalist:innen mit Science Notes-Texten auf der Short List zum Georg von Holtzbrinck-Preis für Wissenschaftsjournalismus, zwei haben ihn sogar gewonnen. Kontakt zu uns am einfachsten per E-Mail: redaktion@sciencenotes.de

• Gibt es konkrete Ratschläge/Ideen/Tipps, die Du mit dem GAIN Netzwerk teilen möchtest?
Mein einfachster Tipp an akademische Schreiber: Der wichtigste Unterschied zwischen akademischem und journalistischem Schreiben ist der: Im ersteren Fall MUSS jemand die Texte lesen, die ihr schreibt. Im zweiten Fall WILL sie jemand lesen – oder eben nicht. Man muss sie den Leser:innen also schmackhaft machen. Klingt simpel, steckt aber total viel drin.

(…) Die meisten unserer Autor:innen sind (Wissenschafts-)Journalist:innen. Bei Interesse kann man sich aber gerne auf unseren Themen-Verteiler setzen lassen, über den wir dann „Call for Papers“ verschicken.
Wir freuen uns auf Anfragen! Und natürlich freuen wir uns auch über neue Leser:innen, die uns kaufen, uns folgen, uns abonnieren oder zu Weihnachten verschenken…

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