Drei Fragen mit London Stammtisch-Koordinator Dr. Rainer Klages
Drei Fragen für Dr. Rainer Klages
GAIN: Du hast im Laufe deines akademischen Werdegangs eine lange Auslandserfahrung in Großbritannien gesammelt, zusätzlich zu deinen Arbeiten in Deutschland. Wie unterscheidet sich das wissenschaftliche Forschen in Deutschland und Großbritannien?
Rainer Klages: Aus meiner Sicht sind die akademischen Systeme in beiden Ländern grundsätzlich verschieden. In Deutschland wird es in erster Linie vom Staat finanziert und hat sich nicht wesentlich geändert über die letzten Jahrzehnte (abgesehen von der Einführung von BSc und MSc und trotz der immer wieder aufflammenden Proteste junger WissenschaftlerInnen). In UK ist im Zuge der Wirtschaftskrise vor ca. 10 Jahren das akad. System stark kommerzialisiert worden, d.h. der Staat finanziert die Unis nur noch sehr wenig, und das Geld kommt über hohe Studiengebühren und Forschungsfinanzierung rein. Jede Uni ist damit zu einem Unternehmen geworden, das um Kunden wirbt, um sich im Bildungsmarkt behaupten zu können. Das bedingt, dass es viel mehr feste WissenschaftlerInnenstellen gibt als in Deutschland, weil die Studierenden gut unterrichtet werden müssen. Auf der anderen Seite ist man Angestellter in einem Unternehmen und muss viel Verwaltung und sehr grundlegende Lehre machen. Das wiss. Forschen bleibt dabei oft auf der Strecke bzw. man kann versuchen, sich `freizukaufen’, indem man Forschungsgelder einwirbt, um das eigene Gehalt zu finanzieren.
GAIN: Wie kam es dazu, dass du der Koordinator des Stammtisches in London bist und wie lange bist du schon Mitglied?
Rainer Klages: Der Stammtisch hat sich aus einem online Forum für Deutsche in London entwickelt, über das ich vor langer Zeit irgendwann einmal angefangen habe, Akademikertreffen zu organisieren (irgendjemand nannte diese Treffen einmal `anonyme Akademiker’, ich habe die Bezeichnung dann übernommen). Diese Treffen habe ich dann irgendwann (…) mit dem GAIN Stammtisch Konzept kombiniert. Das ist sicherlich schon mehr als 10 Jahre her.
GAIN: Was ist deine beste Stammtisch-Erinnerung oder was war bisher dein Lieblingsevent des Stammtisches?
Rainer Klages: Die Teilnehmerzahl fluktuiert stark. Am Besten läuft es, wenn sich ein `harter Kern’ gefunden hat, der regelmäßig dabei ist, und sich das rumspricht. So hatten wir mal eine Weile Veranstaltungen von um die 20 Leute! Die beste location im Sommer ist für mich auf einem Schiff auf der Themse direkt im Herzen von London, ein schwimmender Pub sozusagen. Da haben wir eine schöne Atmosphäre an einem lauschigen Sommerabend.